Nach dem Aus der Regierungskoalition in Berlin wartet die Energiewirtschaft mit Spannung auf den Ausgang der Neuwahlen und auf die ersten Weichenstellungen einer neuen Bundesregierung. Im Interview mit energate sprach Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender der EWE AG und Präsident des Branchenverbands BDEW, über die To-do-Liste der künftigen Regierung, den Umgang mit überschüssigem Strom sowie die Farbenlehre beim Wasserstoff.
energate: Herr Dohler, Sie sind Vorstandschef eines der größten deutschen Energieversorger und Präsident des BDEW. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten energiepolitischen Pfeiler der nächsten Legislaturperiode?
Dohler: Das sind zunächst die Themen, die in der aktuellen Legislaturperiode liegen geblieben sind, etwa das Thema Kraftwerkssicherung und darauf aufbauend ein künftiger Kapazitätsmarkt. Dringliches Ziel muss es außerdem sein, die Systemkosten im Energiesektor zu verringern. Dazu gehört, den Ausbau von Erneuerbaren, Speichern und Elektrolyseuren dort anzureizen, wo Netzkapazitäten verfügbar sind, und den Verbrauch besser zu steuern. Perspektivisch benötigen wir auch eine Nachfolgeregelung für das EEG. Dazu kommen die starren und teuren Regeln zum Wasserstoffhochlauf, die wir mit Brüssel dringend bereden müssen. Nicht zu vergessen sind zudem die Rahmenbedingungen für die Wärmewende. Wir reden viel über Strom und freuen uns über 60 Prozent Erneuerbaren-Anteil. Das gesamte Energiesystem betrachtet, stehen wir aber nur bei 20 Prozent.