Die Diskussion um die Förderung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten hat aufgrund der Energiekrise wieder Fahrt aufgenommen. Ulf Kämpfer, seit November 2022 Präsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), erklärt im Interview mit energate, warum der Nutzen von Fracking aus energiewirtschaftlicher Sicht überschaubar ist und warum die Gefahren den möglichen Nutzen bei Weitem überwiegen.
energate: Infolge der Energiekrise wird in Deutschland wieder über die Förderung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten debattiert. Der VKU positionierte sich in der Vergangenheit stets klar gegen Fracking. Hat sich daran etwas geändert?
Kämpfer: Nein, aus zwei Gründen: Erstens könnte die Förderung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten durch Fracking keinen entscheidenden und notwendigen Beitrag zur Energieversorgung leisten, zweitens sehen wir Gefahren für die Sicherheit der Wasserversorgung. Diese Gefahren sollten wir auf keinen Fall eingehen. Grundsätzlich müssen wir unsere Energiequellen diversifizieren und auch neue Gaslieferanten suchen. Das ist wichtig, um unabhängig von russischem Gas zu bleiben und die Versorgung zu sichern.
Bis deutsches Fracking-Gas einen nennenswerten Beitrag zur Energieversorgung leisten könnte, würden Jahre vergehen. Erst Gesetzgebungsverfahren auf Bundesebene, dann Prüf-, Planungs- und Beteiligungsverfahren sowie Genehmigungsverfahren im Bergrecht auf Landesebene, schließlich mehrere Probebohrungen, von der Frage der Wirtschaftlichkeit einmal abgesehen. Das allein dauert Jahre, nüchtern betrachtet. Die hohen Investitionskosten würden sich nur lohnen, wenn die Förderung auch langfristig betrieben wird. Aber dann sind wir in einer Zeit, in der wir schon längst weg sein wollen von fossilen Energieträgern.
Ich will es ganz klar sagen: Fracking würde uns weder über diesen noch den nächsten Winter bringen und ist auch keine wirkliche Zukunftsperspektive in einer Zeit, in der wir alle Mühen auf den Ausbau erneuerbarer Energien und die Dekarbonisierung der Gesellschaft richten müssen. Schlimmstenfalls könnte der Trend zu klimaneutralen Lösungen und grünem Wasserstoff erlahmen. Auch Akzeptanz von Fracking in der Bevölkerung sehe ich nicht einmal im Ansatz.
energate: Was sind Ihre größten Sorgen beim Thema Fracking?
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