World Energy Congress: Ein bisschen wie E-World, nur viel heißer
Alle drei Jahre lädt der Weltenergierat - ein globales Bündnis aus Energiekonzernen, Verbänden und Regierungsorganisationen - zum "World Energy Congress". Dieses Jahr fand das traditionsreiche Treffen erstmals in der Golfregion statt: im Arabischen Emirat Abu Dhabi. An vier Tagen debattierten dort rund 5.000 Delegierte über die Zukunft der globalen Energieversorgung. energate-Chefredakteur Christian Seelos war als Teil der deutschen Delegation dabei. Hier schildert er seine Eindrücke von der Veranstaltung.
Der "World Energy Congress" ist eigentlich ein bisschen wie die E-world: Eine Mischung aus Messe und Kongress. Allerdings brilliert das Rahmenprogramm mit einer sehr prominenten Besetzung: In Abu Dhabi waren mehr als 50 Staatsoberhäupter und Minister sowie zahlreiche Chefs und Vorstände großer Energiekonzerne auf dem Podium, darunter EDF-Chef Jean-Bernard Levy, Rosatom-CEO Kirill Komarov, BASF-Technikvorstand Martin Brudermüller oder GE-Chef Joseph Anis. Deutschland war unter anderem mit Vorständen von Eon, EnBW und EWE vertreten.
Bei den zahlreichen Vorträgen und Podiumsdiskussionen wurde offensichtlich, dass jedes Land bei der Energiewende einen eigenen Pfad verfolgt. Eine Blaupause für die globale Energiewende gibt es nicht. Dennoch zeigte sich in Abu Dhabi auch eine große Gemeinsamkeit, denn in nahezu allen Vorträgen ging es um die Herausforderung Klimawandel. Die Antworten auf diese Herausforderung fallen aber sehr unterschiedlich aus: Mehr Gas statt Öl in den Golfstaaten. Mehr Erneuerbare statt Kohle beispielsweise in China. Irgendwann Wasserstoff statt Gas in Europa. Oder auch schlicht mehr Kernenergie wie weiterhin in vielen Ländern dieser Welt.
Der deutsche Weg zur Energiewende erfährt international weiterhin sehr viel Aufmerksamkeit, als mahnendes Beispiel, da Deutschland trotz des massiven Erneuerbarenausbaus seine Klimaziele verpasst. Aber auch als mutiges Beispiel einer Industrienation, die sich künftig ohne Kohle und Kernenergie versorgen will. Umso bedauerlicher, dass kein deutscher Regierungsvertreter den Weg nach Abu Dhabi fand. Energiestaatsekretär Andreas Feicht musste kurzfristig absagen. Ein adäquater Ersatz war offenbar nicht zu finden. So bleibt der Eindruck, dass Deutschland zwar Milliarden in seinen Weg zur Energiewende investiert, die industriepolitische Vision dahinter bleibt aber im Verborgenen.